Hört auf zu suchen, entscheidet Euch!
Vor kurzem hab ich in Köln auf dem Absolventenkongress zwei Tage lang in Sachen Jobstart und Bewerbung beraten. Dabei ist mir im Lebenslauf vieler Studenten etwas aufgefallen: Das Gros der Kandidaten hatte zwei bis fünf Praktika hinter sich. Das ist wunderbar, denn nur so kommen sie an die bei Arbeitgebern so begehrte Praxiserfahrung.
Jedoch: Viele der Bewerber hatten sich breit orientiert, von Produktion über Marketing und Personal bis hin zum Vertrieb alle großen Funktionen mal durchprobiert und konnten sich jetzt in der Phase des Berufseinstiegs immer noch alle Bereiche für sich vorstellen. Da frage ich mich dann: Was haben die aus ihren Praktika gelernt? Wie soll so ein Lebenslauf einen Personaler davon überzeugen, dass der Kandidat sein Herz wirklich ans Marketing verloren hat? Der Bewerber muss ihm doch völlig profillos erscheinen.
Und wie kann sich ein Berufsstarter ernsthaft in eine Aufgabe reinhängen, wenn im Hinterkopf immer der Zweifel nagt: Vielleicht wäre das Andere doch noch viel schöner gewesen? Ja, kann sein, vielleicht wäre es das. Vielleicht aber auch nicht.
Praktika sind nicht nur dazu da, den Lebenslauf aufzupimpen. Sie dienen vor allem dazu, sich selbst Klarheit zu verschaffen, wohin die eigene Reise geht. Es spricht absolut nichts dagegen, verschiedene Funktionen, Branchen und Unternehmensgrößen durchzuprobieren, aber irgendwann muss die Entscheidung fallen. Und wenn sie gefallen ist, dann ist es schlau, sich mit weiteren Praxiseinsätzen, Studienarbeiten et cetera tiefer in diesen Bereich einzuwühlen, um am Ende ein Profil zu haben.
Es mag witzig sein, sich am Samstagabend nicht für eine Party zu entscheiden, sondern überall mal kurz reinzuschauen. Aber im Job funktioniert das nicht: Wer sich immer alle Optionen offen hält, ist am Ende selbst unerwünscht.